#1 Prozesse: Was ist dein Unternehmen wert?

Shownotes

In dieser ersten Folge gehen Dennis Jäger und Martin Sommer der Frage nach: „Was ist ein Handwerksbetrieb eigentlich wert – vor allem, wenn der Chef plötzlich wegfällt?“

Du erfährst unter anderem:

  • Warum viele Handwerksbetriebe auf dem Papier kaum etwas wert sind
  • Wieso Gewinne aus wiederkehrenden Umsätzen (z. B. Wartungsverträgen) so wichtig sind – und warum „Kundenhoffnungsdienst“ gefährlich ist
  • Weshalb dein Betrieb massiv an Wert verliert, wenn 90 % der Aufträge nur über dich als Geschäftsführer reinkommen
  • Wie du mit einfachen Mitteln anfängst, deine Prozesse zu systematisieren und zu dokumentieren (Stichwort: DIN-A3-Zettel statt teurer Berater)
  • Das Prinzip „Divide and Conquer“: komplexe Abläufe in kleine, beherrschbare Prozesse aufteilen
  • Warum ein Betrieb vor allem dann wertvoll ist, wenn er ohne dich stabil weiterlaufen kann

Hausaufgabe zur Folge: Zu jeder Folge gibt es eine konkrete Hausaufgabe in unserem WhatsApp-Kanal. Dieses Mal bekommst du dort eine Beispielsammlung von Prozessen aus anderen Betrieben zur Inspiration.

Link zum WhatsApp-Kanal: https://whatsapp.com/channel/0029Vb6bPkLG8l5FwomcC61Q

Mehr Infos: SBZ – Schulungs- und Prozesszentrum: www.spz-online.de eLearningPlus/digi professionals GmbH: www.e-learning-plus.de

Transkript anzeigen

Herzlich willkommen zum Podcast. Das Handwerk macht kurze Prozesse. Ich bin Dennis Jäger und ich Martin Sommer. Wir reden darüber, wie Betriebe besser werden. Und am Ende bekommt ihr immer eine Hausaufgabe. Ja, lieber Martin, ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was ist eigentlich ein Handwerksbetrieb wert? Ja, lieber Dennis, spannende Frage. Einfache Antwort in der Regel: Nichts. Ach komm, das kann doch gar nicht sein. Doch, wir müssen zwei Werte eines Unternehmens betrachten, um den Wert eines Unternehmens zu gewinnen.

Zum einen ist es das Ganze, sind es die Gewinne aus wiederholende Umsätze. Wichtig, die Gewinne, nicht die Umsätze, das wird oft verwechselt. Das beste Beispiel sind zum Beispiel Kundendienst, Gewinne aus Wartungsverträge, wiederholend und abgeschlossen, natürlich mit passenden Kündigungsfristen auch drin. Und das andere sind Umsätze aus Projekte, beziehungsweise die Gewinne aus den Projekten, die nicht durch mich selber als Geschäftsführer und meiner Familie erwirtschaftet werden.

O. K., das war jetzt ein bisschen komprimiert. Kannst du es noch mal etwas breitfächiger erklären? Wie ist das mit dem Wartungsverträgen? 2 Beispiele, O. K. Beispiel 1: Ein ehemaliger Kunde von uns hat sehr viele Kundendienstaufträge bzw. Wartungen, traut sich aber nicht, die Preise aufzurufen, die auf dem Markt üblich sind, bzw. er macht damit keinen Gewinn, sondern eher Verlust. Er hofft natürlich, und das Wort "hoffen" finde ich schön, dass dann in 10, 20 Jahren, vielleicht ist er da auch gar nicht mehr da,

dann der nächste, das nächste Projekt, dann bei ihm gemacht wird, also die Badsanierung, die Heizungssanierung. Also, er macht einen Kundenhoffnungsdienst. Ich find das Wort Hoffnung so schön, im Marketing nennt man das Hoffnungsmarketing, man hofft, dass das Marketing wirkt und dadurch dann Aufträge zustande kommen. Er möchte die Kunden quasi bei der Stange halten über, sagen wir mal, wirtschaftlich nicht tragfähige Kundendienst. Genau, wenn es gut läuft, kommt auch 0 auf 0 raus.

In der Regel macht der Verlust und eigentlich wird der Verlust sogar auch in die Bewertung mit eingerechnet, statt mit Plus, sondern mit Minus. Also das ist ein Punkt. Du wolltest noch 'n zweites Beispiel erzählen? Zweites Beispiel, Top-Unternehmen, 25 Mitarbeiter, familiengeführt, schon glaub in dritter Generation. Der Geschäftsführer schließt 90% des Projektumsatzes ab. Was heißt abschließen? Er verkauft, das heißt, er verkauft Bäder, Heizungen, Klimageräte.

Wenn er aber nicht mehr da ist, dann fällt von heute auf morgen 90% weg. Das heißt, natürlich hat man vielleicht eine Übergangsfrist von einem Jahr bei einem Verkauf oder bei auch bei einer Nachfolge. Wenn der dann weg ist mit den 90%, dann kann so ein Unternehmen schneller in Schieflage geraten als man denkt und beziehungsweise steht relativ schnell kurz vor der Insolvenz, weil die laufende Kosten bleiben ja natürlich gleich. Also, ich fasse mal zusammen: Wartungsaufträge an sich oder die die Kundenstammdaten sind noch kein Pfund, wenn es darum geht, den Wert eines Unternehmens zu bestimmen.

Und auch 'ne gute Auftragslage alleine ist noch kein Gradmesser dafür, wie viel ein Unternehmen tatsächlich wert ist. Es kommt drauf an, wer die Aufträge reinholt. Genau, und vor allem, wie viel Leute die Aufträge reinholen. Es darf nie Fokus von einer Aufgabe auf einer Person liegen, weil jetzt mal hart formuliert, man läuft über die Straße, ein Auto kommt und die stehen länger im Krankenhaus, sechs Wochen. Wenn ich sechs Wochen keinen Neuumsatz bekomme, dann habe ich als Unternehmer ein ernsthaftes Problem.

Der Fluch der Selbstständigkeit. Aber was lernen wir jetzt daraus? Eigentlich ganz einfach. Man muss gucken, dass man seine Aufgaben und seine Prozesse systematisiert und dokumentiert. Was sind jetzt 2 große Worte? Systematisieren und dokumentieren. Ich hab doch im Alltag schon genug zu tun. Ja, aber man muss ja nur einfach anfangen. Viele Leute denken immer an Prozesse. Oh, ich hol mir einen großen Berater ran, der kostet mich so viel Geld und so weiter.

Einfach anfangen. Einfach mal abends auf dem Sofa hinsitzen, oder wenn man mal am Wochenende in der Sauna sitzt, nimmt man einfach mal ein DIN A3 Papier mit, einen Stift, einen Bleistift und dann fängt man einfach mal an zu zeichnen, zu malen. Mhm, wie früher. Wie muss ich mir das vorstellen? Wobei ich weiß nicht, wie das aussieht, wenn man in der Sauna mit Stift und Papier anfängt zu malen, aber das Beispiel müssen wir ja jetzt nicht wortwörtlich nehmen.

Stellst du dir so vor, nimm ein DIN A3 Papier, legst du auf deinen Tisch oder nimm dir 'n kleines Büchchen vor dich, mal 'n Kreis, das ist dein Startpunkt, das ist Start eines Prozesses. schreib darüber, wann dieser Prozess beginnt, über den Startpunkt, dann bleibst du auf dem Stift, auf diesem Kreis und fährst mit einem Stift nach Stift nach rechts und machst 'n Pfeil dahinter und dann kommt da eine Aktivität. Aktivität ist das Gleiche wie Aufgabe und dann wird es halt immer der Prozess, ein Schritt nach dem anderen, eine Aktivität wird immer größer.

Also ich mach so 'ne Art Flussdiagramm, genau. Ich würde es nicht mehr mit Flussdiagrammen machen oder ER-Diagrammen, wie sie früher hießen, sondern mit BPMN. Dann kann man noch mehr machen, das heißt Business Process Modeling Notation. Vorsicht, du, wir reden hier nicht im Hochschuldeutsch. Ja. Auf Deutsch gesagt, es sind Kreise, es sind abgerundete Rechtecke und Rauten. Okay, gut. Damit kann man halt sehr viel darstellen und man kann auch ein bisschen noch Ereignisse definieren, wenn man dann mal in den nächsten Schritten wäre. Also ich visualisiere mir.

Abläufe in meinem Betrieb oder Prozesse, wie wir sie auch nennen, damit ich mir ein Bild davon machen kann, wie es bei mir läuft. Genau, und jetzt gibt es eine schöne Regel, wenn das Bild zu komplex wird oder das über das DIN A3 Papier rausgeht, dann ist der Prozess in der Regel zu komplex. Und meine Herangehensweise, so habe ich es auch früher meinen Studenten an Uni immer gelehrt, komplexe Prozesse sind falsch. Such eine einfache Lösung, keep it simple.

Wenn ich aber jetzt überlege, in einem Handwerksbetrieb, wie viel verschiedene Kategorien und Abläufe es gibt, das wird ja ein ganzes Malbuch, wenn ich hinterher fertig bin. Ja, Aber halt wichtig, viele kleine Prozesse. Erst das Kleine beherrschen, bevor du dann ins Große gehst. Das nennt sich Divide and Conquer, Teile und Herrsche. Das heißt, wir teilen den komplexen Prozess in kleine Prozesse, schauen, dass die kleinen Prozesse funktionieren. Und wenn die kleinen Prozesse dann funktionieren, dokumentiert und systematisiert sind, fügen wir den funktionierende Prozesse zu einem großen Prozess wieder zusammen.

Das ist ja jetzt schon eine sehr komplexe Selbstbespiegelung, die du da in den Raum stellst. Warum ist das wichtig, wenn dann mein Betrieb bewertet wird? Kommen wir auf den ersten Punkt wieder. Ich glaube, der Gewinn aus Kundendienst, wiederholende Themen, wiederholende Beträge, ist klar. Bei der zweiten Punkt, bei der Bewertung, da wird einfach geschaut, wie sieht der Betrieb aus, wenn du nicht mehr da bist? Und wenn der Betrieb dann noch gut aussieht, wenn man weiß, alles dokumentiert, systematisiert, ich kann jemand.

einfach hinsetzen, braucht bisschen Einarbeitungszeit und dann macht er aber genau das, was er tun soll, dann ist es ein wertvoller Betrieb und dann sind auch plötzlich die Projektumsätze viel, viel überhaupt mal was wert. Das heißt dann, die Empfehlung ist ganz klar an das Handwerk, macht kurze Prozesse und einfache. Das wäre doch 'n schöner Name für 'n Podcast, finde ich auch. Vielleicht sollten wir damit beginnen, lieber Martin. Da bin ich dabei. Puh, das war ja jetzt schon ganz schön viel Input.

Ah, da nehm ich schon wieder 'n englischen Begriff: Teile und herrsche, Input. Wir gehen mal zurück zu den Basissachen. Wie wär es, wenn wir den Zuhörern Hausaufgaben mitgeben? Ah, das find ich eigentlich 'ne gute Idee, weil ich möchte ja was aus dem Podcast nicht nur zuhören, sondern auch was machen. Nämlich das Spannende ist immer tun. Mhm. Wo finden wir die Hausaufgaben und was stellen wir denn nach dieser ersten Folge rein? Ja, die Hausaufgaben findet ihr immer direkt bei uns in unserem WhatsApp-Kanal.

Den Link dazu findet ihr in der Beschreibung. Dort findet ihr dieses Mal eine Zusammenstellung von Prozessen. Ihr könnt euch da mal inspirieren lassen, wie sowas aussieht, wie es andere Unternehmen schon mal gemacht haben. Und die stellen wir euch zur Verfügung einfach in unseren WhatsApp-Kanal rein. auf den Link klicken und dann habt ihr das ganze Dokument. Die hast aber jetzt nicht du alle mit Hand gezeichnet. Ich habe sie am Anfang mit Hand gezeichnet, aber dann im zweiten Schritt digitalisiert. Aber die ursprüngliche Entwicklung auch mit Kunden war nicht digital, die war alles immer auf Papier.

Lieber Martin, vielen Dank, lieber Dennis, ich bedanke mich. Das war Folge 1. Wir freuen uns auf Folge 2 und die Themen Prozesse und Verantwortlichkeiten im Unternehmen. Das war der Podcast. Das Handwerk macht kurze Prozesse. Mehr Infos über uns unter www.spz-online.de. Oder unter www.e-learning-plus.de oder in unserem WhatsApp Channel. Den Link findet ihr direkt in der Beschreibung.

Vielen Dank fürs Zuhören.

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